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«Eine Indienreise mit dem Skizzenbuch» – Meine erste und bisher einzige Ausstellung in der Gewerbeschule Riethüsli, St.Gallen, Juni 2000:

Als Karl Fürer, bei dem ich an der Schule für Gestaltung im Riethüsli einen Kurs in Aktzeichnen besucht habe, uns Bilder aus Indien gezeigt hat, erwähnte ich meine eigenen Indienbilder aus dern Jahren 1976-1978. Karl Fürer interessierte sich dafür. Ich brachte einige meiner Bilder in den nächsten Kurs mit, und Karl bekundete die Absicht, daraus eine Ausstellung für die Schüler der Gewerbeschule zu machen. Ihm gefiel die Spontaneität, die unmittelbare Frische. Diese sollte die Schüler dazu anregen, selber zu zeichnen, gestalterisch stets aktiv zu sein. Zu dieser Ausstellung habe ich den unten sehenden Text verfasst.

ausstellung uberblick gläser andreas

 

Indienreise von 1976-1978 - mit dem Skizzenbuch unterwegs
           
                        „Der Mensch einer andern Rasse ist wie ein vergessener Aspekt
                        unserer selbst und dadurch ein vergessener Spiegel Gottes.“ (Fr. Schuon).

Trotz der 68-er Revolution herrschte in der Schweiz der 70-er Jahre ein ungebrochener Glaube an den technischen Fortschritt. Dementsprechend war das Weltbild, das an den Schulen vermittelt wurde. Es galt, die Jugend zur Mitarbeit und Teilhabe am Wohlstand zu motivieren. Für viele Jugendliche ging das alles zu schnell, zu reibungslos.

Gesellschaftskritik und Aussteigertum
Einige Jugendliche haben sich damals gesellschaftskritisch engagiert. Die Kritik war politisch links lokalisiert, sie wurde als gemeingefährlich und gesellschaftszerstörend bekämpft. Für die Mehrzahl der Jugendlichen boten sich sanftere Wege an, sich der bürgerlichen Vereinnahmung zu entziehen. Man hörte psychodelische Musik, las taoistische Gedichte und genoss die Nächte im Freien. Zu den Möglichkeiten, die westliche Zivilisation zu relativieren, gehörte auch der Indientrip, die Reise nach Indien auf dem Landweg.

Das Land der Geheimnisse
Meine eigene Begegnung mit Indien geht auf den Yoga zurück. Jahre lang war ich aktiv im einem Turnverein. Die Begegnung mit dem Yoga konfrontierte mich mit tieferen Dimensionen der Körperbewegung. Immer mehr wurde mir der Sport der westlichen Kultur wie zum Sinnbild einer äusserst mechanischen Lebensauffassung. Im Yoga blickte ich wie durch ein Tor in eine andere, ferne Welt, in welcher sich der Leib als geheimnisvolles Instrument und Gleichnis innerer Erfahrung und Entwicklung zeigte. Bald merkte ich, dass mir die Beschäftigung mit der indischen Religion half, die Absolutheit unserer aufgeklärten Weltsicht aufzubrechen. In dieser Zeit erhielt ich Briefe von Freunden, die Indien bereisten. Sie schreiben: „Willst du noch etwas von dem mystischen Glanz Indiens erfahren, so reise bald. Die westliche Zivilisation erhält hier Einzug und bald wird das alte Indien den Göttern des materiellen Fortschritts geopfert sein.“

Die Reise: Beim Zeichnen den Reichtum des Fremden begegnen
Im Sommer 1976 packte ich meinen Rucksack und fuhr los. Mein Reisen verstand ich als Pilgerschaft - darum kein Photoapparat, kein Besuch touristischer Orte, einfaches Leben und möglichst viele Begegnungen mit Menschen, mit Kultur, Natur und Religion. Die Eindrücke, Empfindungen und Gedanken fanden ihren Niederschlag in Tagebüchern. Je länger ich unterwegs war, desto mehr zeichnete ich, um im genauen Hinschauen zu verweilen. Strassenszenen, Menschen bei der Arbeit, Tempel von aussen und von innen, Landschaften, Kultgegenstände und Skulpturen. Eine Götterstatue, der ich mich während einer Stunde zeichnend hingab, sprach mich später an, wenn ich ihr beim „Feierabend“ wieder begegnete. Im Zeichnen hatte ich sie so weit in mir aufgebaut und verlebendigt, dass sie nun in mir ihr Eigenleben entfalten konnte, wenn ich sie betrachtete. Das Zeichnen half mir in vielem, die lebendige Frömmigkeit im Orient wenigstens in gewissen Anteilen mitzuerleben.

Seinen Platz in der Gesellschaft finden
Die Indienreise hat mich erfahren lassen, wie andere Kulturen leben. Doch diese Erfahrung half mir damals kaum, meinen Weg in unseren Alltag zu finden. Wieder daheim arbeitete ich auf einem Bauernhof, dann für zwei Jahre in einem Heim mit behinderten Jugendlichen, schliesslich studierte ich Theologie. In meiner heutigen Arbeit als Redaktor des Kirchenboten der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons St.Gallen bieten sich mir Gelegenheiten, zusammen mit Autorinnen und Autoren, mit Künstlerinnen und Künstler das Gespräch über unsere Lebenswelt und die Rolle des Glaubens zu pflegen.                                                                                                                                     Andreas Schwendener, im Mai, 2000

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