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Meine Lebensziele

«Sammelt Euch vielmehr Schätze im Himmel ... denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.» (Matth. 6, 20f)

Bubenträume: Schöne Autos, vor allem der Alpha Romeo, faszinierten mich als Junge. Ob ich den Bubentraum einmal noch erfüllt erlebe? Und Briefmarken habe ich gesammelt - ich kannte von jeder Schweizermarke den Wert. Inzwischen sammle ich Bücher, die Aufschluss geben über Himmel und Erde. Das dritte Hobby war der Sport. Ich erhielt eine Sondererlaubnis, schon vor der Konfirmation dem Turnverein beizutreten. Meine Brüder nannten mich in jener Zeit «Müskeli», weil ich täglich mit einer Eisenstange Krafttaining machte, auf dem Schulplatz Weitsprung trainierte oder lange Strecken lief. Und ich hatte eine grosse Jugendliebe, drei Jahre unbeschwerte Fülle, die aber jäh zerbrach. Später habe ich oft gesagt: Was will ich mehr? Das war's. Danke Leben!

Die Erleuchtung: Mit 18 Jahren habe ich durch ein Buch von Yesudian den Hatha-Yoga kennen gelernt. Ich war fasziniert, wie da jemand durch körperliche Disziplin Gesundheit und auch innere Erfüllung gefunden hat. Das Buch hat mich auf den religiösen Weg gebracht. Meine Oma schüttelte den Kopf, wenn sie mich kopfstehend fand. Sie machte sich etwas Sorgen. Eine Yogalehrerin, Frau Brunner, pflegte mit mir und zwei Kollegen Kriya-Yoga, bis mir diese Gurumentalität zu dumm wurde. Ramakrishna, der grosse Kali-Verehrer und Vivekananda, der Philosoph des Yoga, leiteten mich mit ihren Worten und Schriften weiter auf dem Weg. Samadhi, Erleuchtung, hiess nun das hohe Ziel. Ich war mit bewusst, diese Einheitserfahrung nicht einfach geschenkt zu erhalten. Und doch war da die leise Hoffnung, in Indien Anregungen oder die passende Schule zu finden. Wie Ramakrishna wollte ich alle Religionen von innen her erfahren und kennen lernen. So reiste ich von Sommer 1976 bis Herbst 1978 über Land nach Indien und zurück.

Gegen Ende der Indienreise trat, was das Ziel der Erleuchtung betrifft, Ernüchterung ein. Denn ich musste ja auch welttauglich werden, mich bewähren in Leben und Beruf. Ich merkte, wie unendlich beschwerlich und doch auch interessant das Ziel ist, ein wacher Zeitgenosse zu werden: Welche Schätze liegen vor mir in der Kultur, der Wissenschaft, der Religionen, der politischen Gestaltungsaufgaben usw. Es brauchte erst die Begegnung mit der Anthroposophie, um mir die Gaben des Abendlandes wert und erstrebenswert zu machen. Die Welt zu verstehen und mitzugestalten – das begegnete mir hier als spirituelle Aufgabe und zugleich als Weg zu sich selber. Welterkenntnis als Selbsterkenntnis und Selbsterkenntnis als Grundlage der Verantwortung im Leben, auch der Freude und der Dankbarkeit.

Mensch werden: Leicht fiel mir die «Bekehrung zur Welt» nicht, ich brach ein Theologiestudium ab, arbeitete auf einem Bauernhof, dann zwei Jahre mit Behinderten – aber in dieser Zeit reifte der Wille, ein ordentliches Studium zu machen und meinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Von 1980 bis 1989 studierte ich in Basel Theologie. Meine Abschlussarbeit über die Philosophie Troxlers (1780 – 1866) wurde zu einem Schlüsselerlebnis. Da gab es einen Innerschweizer, der in Jena bei Schelling studiert hat und mit seiner christlichen Philosophie mitten im Leben stand: als Arzt, als Professor, als Politiker im Dienste der modernen Schweiz. Troxler hat für die Neuzeit versucht, alles Wissen und alle Wissenschaften an den geistigen Strom, den letzten Sinn des Lebens, anzubinden: an den Logos, in dem wir Mensch werden. Hier ist ein Schlüssel für die Religion der Zukunft: Das spirituelle Leben als Kern des säkularen Lebens im eigenen Logos entdecken und pflegen. Hier ist die Arzenei, welche die Wissenschaft von ihrer Gottverlassenheit und und die Gesellschaft vom Materialismus heilen kann. Um diese Heilmittel in mir zu bereiten, pflegte ich über Jahre noch das Studium der Philosophie. Herbert Witzenmann, ein philosophisch orientierter Anthroposoph, unterstützte mich mit seinen Vorträgen und Büchern auf dem eingeschlagenen Wege. Aber die Aufgaben des Alltags haben die Suche erlahmen – oder vertiefen? – lassen.

Getrost und freudig sein: Ich laufe Gefahr, mich zu verzetteln. Was will ich noch alles lesen, pflegen und miteinbeziehen? – Irgendwann muss ich darauf vertrauen, dass ich als beschränkt gebildeter und nicht in allem wacher Zeitgenosse doch auch meinen Platz, meine Aufgabe, meine Erfüllung finde – wenn ich nur Vertrauen habe in die Fülle Gottes, die ich glaube, die mich von früher Kindheit an begleitet, über mir wacht und in mir reifen will. «Gott mit uns». Er ist unser absolutes Ziel, unsere Freude, unser Dankeslied, das ich singen will. (9.5.07)

Und manchmal sage ich mir mit dem Prediger: «Welchen Gewinn hat, wer etwas tut, von dem, worum er sich abmüht? Ich sah die Plage, die Gott verhängt hat, dass die Menschenkinder sich damit plagen. Alles hat er gar schön gemacht zu seiner Zeit; auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht, von Anfang bis zu Ende nicht fassen kann. Da merkte ich, dass es unter ihnen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und es gut zu haben im Leben. Dass aber ein Mensch essen und trinken kann und sich gütlich tut bei all seiner Mühsal, auch das ist eine Gabe Gottes. (Prediger 3, 9-13)

Oder ich halte mich an meinen Konfirmandenspruch «Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und freudig seist.» (Josua 1,9), der in der Fortsetzung mir sagt: «Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.» Mein Vater hat mir diesen Spruch gegeben.