«Pilgern im Heiligen Land» – Meine erste Israelreise: 16. bis 29. Juni 2008
Jeder Reisetag wird unten mit kleinen Bildern (mit Klick vergrössern) und kurzen Texten dokumentiert - quasi als Einführung in die Web-Bildergalerie zu jedem Tag. Hier noch einige Informationen über den Anstoss zur Reise und Gedanken über das Pilgern.
Ab April 2010 ist ein Film über die Grabeskirche in den Kinos zu sehen >>>
Überblick über die geführte Reise :
>>> Mo., 16.6.08 : Flug nach Tel Aviv, Fahrt nach Jerusalem, Abend in Bethlehem
>>> Di., 17.6.: Bethlehem mit Hirtenfeld, Geburtskirche u. Basar; Jerusalem
>>> Mi., 18.6.: Ölberg, via dolorosa, Grabeskirche, Klagemauer; Sumaya F.N
>>> Do., 19.6.: Qumran, Jordantal, Seligpreisung, Brotvermehrung, Kapernaum
>>> Fr., 20.6. Vormittag: Galiläa, Akko, Tel Aviv
>>> zum 2. Teil der Reise 21. bis 29. Juni: Jerusalem, Jericho, Nazareth
Mo., 16.6.08 : Flug nach Tel Aviv, Fahrt nach Jerusalem, Abend in Bethlehem >>> die Fotos
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Das Heilige Land - über Jahrtausende von Christen ersehnt, von Einzelnen mit vielen Strapazen und Entbehrungen bereist, von den Kreuzrittern in immer neuen Anläufen besetzt und erobert - dieses Heilige Land kann heute in einem wenige Stunden dauernden Flug erreicht werden. Unter mir der Balkan, Griechenland, das Mittelmeer und dann endlich die Küste Israels. Nach der Landung in Tel Aviv fahren wir die strategisch wichtige Strasse hinauf nach Jerusalem, 800 Meter über Meer. Die Fahrt dauert kaum eine Stunde. Vom Ölberg aus überblicken wir erstmals die Stadt Jerusalem, in welcher die drei monotheistischen Religionen miteinander zu tun haben. |
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Noch am selben Abend geht die Fahrt über einen Checkpoint nach Bethlehem in Palästina, wo wir in einem grossen Hotel die einzigen Gäste sind. Der Ort lebe von über 90 Prozent vom Tourismus und habe die letzten Jahre arg gelitten. Nachts besuchen wir ein Zeltteehaus und die hell erleuchtete Geburtskirche mit dem Stern. |
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Di., 17.6.: Bethlehem mit Hirtenfeld, Geburtskirche u. Basar; Jerusalem >>> Fotos des 2. Tages |
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Wir beginnen den Tag mit dem Besuch der Hirtenfelder, die von Franziskanern betreut werden.
Die Geburtsgrotte in Bethlehem ist neben der Grabeskirche wichtigster Pilgerort der Christenheit. Ich filme mit der kleinen Kamera singende Pilger aus Polen und Österreich. Über der Grotte hat eine Kirche aus dem 6. Jh. überlebt, Katholiken, Orthodoxe und Armenier teilen sich den Ort und haben je Zusatzbauten, z.B. die Franziskaner ihre Katharinenkirche mit einer Grotte für Hieronymus, der hier die Bibel übersetzt hat >>> mehr zur Geburtskirche >>> mehr über Bethlehem
Der Spaziergang durch den orientalischen Basar in Bethlehem ist viel zu kurz.
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Ein Besuch des Caritas-Baby Hospitals, von Schweizer Katholiken unterstützt, zeigt uns die Bedeutung der christlichen Werke in den palästinensischen Gebieten. Das Spital steht gleich beim Grab Rahels, das Israel mit der hohen Mauer für sich beansprucht. Zum Mittagessen sind wir in palästinensischen Familien - alternativer Tourismus. |
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Über den Chekpoint, bei dem unser palästinensischer Führer wieder aussteigen muss, fahren wir acht Kilometer gen Norden nach Jerusalem, wo mir Alois Schaller aus Gossau erklärt, dass ganz Jerusalem mit demselben Stein gebaut werden müsse, dass aber nicht alle Steine massiv sind. Wir beziehen unser Quartier bei den Maronitischen Schwestern, nahe beim westlichen Jaffator. Vom Dach des Hauses mit Innenhof überblickt man die Altstadt von Jerusalem. Es ist auffallend ruhig, nur Stimmen, der Muezzin und Glocken sind hin und wieder zu hören. Am Abend gehe ich vor die Stadtmauern und erlebe den Kontrast zwischen modernem Israel und orientalischer Altstadt. |
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Mi., 18.6.: Ölberg, via dolorosa, Grabeskirche, Klagemauer; Sumaya F.N. >>> Fotos des 3. Tages |
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Wir haben (nur) einen Tag für Jerusalem, diese Welt im Kleinen, heilig den drei monoth. Religionen, welche mit ihren verschiedenen Sichtweisen und Interessen aus der ganzen Welt hier manifest sein wollen oder auch nur hierher pilgern.
Wir fahren hinauf zum Ölberg, besuchen wegen Zeitmangel keine der drei Himmelfahrtskirchen und beginnen mit dem Ort auf dem Ölberg, wo Jesus das Unser Vater gelehrt habe. Das Unservater ist in 120 Sprachen festgehalten. Die sog. Pater-Noster-Kirche aus dem Jahr 1874 wird von französischen Karmeliterinnen betreut. Ein Priester hielt allein Messe – er wusste wohl um die gute Akustik. |
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Nochmals überblicken wir die Stadt vom Ölberg aus und nähern uns dann Jerusalem von Osten her, vorbei an «Dominus Flevit», von Franziskanern betreut. Hier weinte Jesus über das baldige Ende des Tempels. |
Unten angekommen findet sich zur linken Seite Getsemane mit einem wunderbaren Olivenhain und der «Kirche der Nationen» – wie viele andere vom Antonio Barluzzi (1929). |
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Vor dem Stadttor im Osten (ein weiteres ist für den Messias reserviert) finden sich auch ein Grab der Maria und die Stephanskirche zur Erinnerung an den ersten Märtyrer. Bald nach dem Eingang in die Stadt kommt man zum Teich Betesda und der Anna-Kirche, einem Bau der Kreuzritter, der die Zeiten überlebt hat. Die von französischen Mönchen betreute Kirche hat eine wunderbare Akustik. Auch wir singen Lieder, bevor wir die «Via dolorosa» mit allen 14 Stationen des Kreuzwegs Jesus hochgehen - bis zur Grabeskirche.
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Gegen Abend besuchten wir das jüdische Viertel, das mehr renoviert ist, auch die römische Prachtstrasse wurde zum Teil ausgegraben. Die Präsenz von Soldaten fällt auf, der Zugang zur Klagemauer ist nur unter strengen Kontrollen möglich.
Am Abend besuchte uns Sumaya Farhat-Naser, welche neuerdings auch mehr mit Israelis zusammen Friedensprojekte aufbaut, in Schulen mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, auf Vortragsreise ist oder Bücher schreibt. Ihre Vitalität ist erstaunlich.
Zum Abschluss des Tages waren wir von der Agentur TERRA SACTA zu einem arabischen Essen eingeladen. |
Do., 19.6.: Qumran, Jordantal, Seligpreisung, Brotvermehrung, Kapernaum >>> Fotos vom 4. Tag |
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Kaum verlässt man Jerusalem gegen Osten, wird die Landschaft öde und trocken. Hier beginnt die judäische Wüste, hin und wieder sieht man eine jüdische Siedlung auf einer Anhöhe oder einen Wegweiser zu einem alten Kloster. Wir fahren hinunter bis zum Toten Meer, 400 Meter unter Meeresspiegel. Etwas oben in den Hügeln war die Gemeinsachaft von Qumran: Leute, die mit ihrem Leben ein spirituelles Gegengewicht, ja einen Ersatz für den Tempeldienst in Jerusalem, bieten wollten. Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus hier war, zumal die Taufstelle am Jordan ganz in der Nähe liegt. Wir besuchen Qumran, baden in Kalya im Toten Meer und besuchen Jericho. |
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Die Ruinen von Jericho auf paläst. Gebiet sind schlecht betreut. Durch das israelisch besetzte und auch bepflanzte Jordantal fahren wir bis zum See Genezareth. Unterwegs erzählt Ramsei, unsere paläst. Führerin, die Geschichte Israels bis in die Gegenwart. Beim Berg der Seligpreisungen geniessen wir die wunderbare Aussicht. |
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Hier in Galiläa hat Jesus am längsten gelebt und gewirkt. Viele Orte erinnern an Begebenheiten aus seinem Leben. Die Kirche beim Ort der Brotvermehrung wird von deutschen Benediktinern betreut, in der Nähe findet sich die teuer renovierte Herberge Tabgah. Am See Genezaret liegen die Ruinen von Kapernaum - der Stadt, in der Jesus oft war und vermutlich auch seine ersten Jünger fand. Hoch über der Stadt Tiberias übernachten wir in einem grossen Hotel. Morgen reist die Gruppe bereits zurück. |
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Früh am Morgen fahren wir durch die Landschaften von Galiläa. Nazareth besuche ich später selber. Wir haben uns die alte Stadt Akko vorgenommen, an der exemplarisch die Geschichte von 5000 Jahren miterlebt werden kann. Die strategisch wichtige Hafenstatt spielte wie Cäsarea eine wichtige Rolle in der Verbindung zu Europa. Heute ist die Stadt vorwiegend muslimisch - wir besuchen die Ahmed-Jezzar-Moschee, doch die Ruinen erzählen von den Zeiten der Römer und der Kreuzritter. Im 19. Jahrhundert wurde hier noch eine Karawanserei im alten Stil gebaut. |
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Dann geht die Fahrt nach Tel Aviv zum Flugplatz «Ben Gurion», wo acht Leute unserer Gruppe heimfliegen. Max Imfeld, Andreas Schneiter und ich fahren zurück nach Jerusalem, Walter Schlegel fährt mit der Eisenbahn nach Norden, zusammen mit unserer Reiseführerin Ramzia, die in Nordgaliläa lebt.
Mit Max Imfeld diskutiere ich bereits drei mögliche Reisen im nächsten Jahr - für die Leserschaft des Pfarreiforums und des Kirchenboten. Gemäss «Carta oecumenica» wollen wir, was immer möglich ist, gemeinsam machen. Mit drei Reisen im Jahr 2009 (13.-22. Feb. / 6.-19. Juli / 2.-11 Okt.) könnten wir Mischehepaare ansprechen, auch Leute, die mit ihrer Kerngemeinde nicht pilgern wollen. Noch am selben Abend treffen wir uns mit André Khouri von TERRA SANCTA und besprechen die Daten, die Übernachtungs- und Pilgerorte entlang dem Leben Jesu: Über Bethlehem nach Nazareth in Galiläa und schliesslich Jerusalem. Die Reisen im Frühling und Herbst sind kath.Pilgerreisen mit Pfr. Erwin Keller und Max Imfeld, die Sommerreise, von mir begleitet, ist gemächlicher, dauert zwei Wochen und gibt Raum für eigene Zeiten. |
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Fr., 20.6., Nachmittag: Kreuzweg der Franziskaner und Sabbatbeginn >>> die Bilder |
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Unsere Reiseleiterin hatte uns erzählt, dass jeweils am Freitag in Jerusalem religiös viel läuft: Am Mittag das Freitagsgebet der Muslime, am Nachmittag der Kreuzweg der Franziskaner durch die Via Dolorosa und gegen Abend beginnt für die Juden der Sabbat. Aus der ganzen Stadt strömen die Franziskanermönche und -nonnen zur ehem. Antoniusburg, wo die Verurteilung Jesu stattgefunden hat. Dann geht der Zug los, an allen Stationen gibt es eine Lesung, es wird gesungen und gebetet - teils gegen den Muezzin angekämpft. |
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Die Muslime, die in der engen Strasse ihre Geschäfte haben, beugen sich dem Ritual - die meisten räumen ihre Sachen weg, einige haben weniger Sinn für den Massenauflauf. Ein vom Sultan her beauftragter Mann schaut für Ordnung, auch Polizisten wachen. Dazu ein weiteres Filmchen. Und noch eins. |
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Die Kreuzwegstationen X bis IVX befinden sich in der Grabeskirche. Von der Station der Kreuzigung auf Golgatha habe ich die folgenden Filme 1und Film 2 und Film 3.
Es ist erstaunlich, was dann weiter in der Grabeskirche zu hören und zu sehen ist. Wie die von Griechen, Armenier, Lateiner, Kopten, Syrer und Äthiopiern gemeinsam genutzte Kirche räumlich ein völliges Labyrinth ist, so sind auch die Abläufe der Gottesdienste schwer überblickbar. Hier singen hintereinander die Franziskaner, die dann mit dem Unservater schliessen, und schon beginnen die Dominikaner mit Zeremonien und Gesängen, in dem sie bis in die Unterkirche gehen.
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In der Zwischenzeit hat für die Juden der Sabbat begonnen. Vom Dach unserer Herberge aus sehe ich sie tanzen auf einem Dach im jüdischen Quartier - alles Männer in ihrer auffallenden Tracht. In ihre Gesänge hinein ertönt der Ruf des Muezzins, schliesslich in ganz guter Qualität. |
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