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Religion der Zukunft

Die Religion hat eine Zukunft, und sie wird unter, in und über allen realen Religionen und Konfessionen ihr Leben und Wirken entfalten und finden. Da ist sie auch schon gegenwärtig und kann von uns teils geahnt oder in gewissen Aspekten auch schon sehr klar erfahren werden. Zu solchen Erfahrungen will ich hier, wenn immer möglich, kleine Einsichten notieren. Denn die Religion der Zukunft geht uns alle an. Sie verbindet und eint.

Es war heute beim Singen im Wald, wo mir wieder sehr klar wurde, dass Religion mit der Klarheit und Offenheit unseres menschlichen Geistes zu tun hat, eines Geistes aber, der unser ganzes Sein und Leben ausmacht. In gewissen Momenten, wie heute beim Singen, kann der Geist ruhig und helle erscheinen, obwohl er dabei ganz in der phantastischen Natur ist, zugleich aber bei mir selber und darin auch wieder durchlässig zu Gott, zum Ganzen und Einen. Dieses Geisterleben hat auch eine gnostische (erkenntnishafte, denkerische) Natur, sie kann sich auch im Denken einstellen, sodass ich ganz im Gedanken bin, dabei aber zugleich bei mir und darin auch in Gott, im Einen und Ganzen. Der Geist hat einen denkenden Aspekt, in welchem uns zuerst und wohl am klarsten sein Wesen der Ganz- und Allheit aufgehen kann. Dann ist die Urreligion beim Menschen offenbar: in dem, das uns alle verbindet, in dem, was uns alle an den Logos, den innersten Kern der Logik, bindet. Das ist Christus als Logos, der im Anfang bei Gott ist, durch den alles geworden ist, der als Licht in die Finsternis scheint, der Fleisch geworden ist, geschaut und verkündet, und von uns aufgenommen werden kann, uns zu Kindern Gottes macht.

Ich erinnerte mich heute an Herbert Witzenmann und dessen Bemühen, uns genau an diesem Punkt zu eigenen Erfahrungen zu leiten. In all dem Beweglichen unseres Seelenlebens sollen wir aufmerken auf das, was im Chaos der Eindrücke Beziehung und Zusammenhang schafft, was Neues an Früheres bindet und und in allem sich selber bleibt, wachsend in Gott. Das ist unser Wesen, das sich im Denken seiner Ursprünglichkeit in Gott bewusst wird, im Fühlen, wenn dies geläutert wird, den Atem des Urlebens ahnt und im Wollen, wenn dies mit Gott in Einklang kommt, seine Bestimmung auf Erden entfaltet.

Ja, die eine Frage ist, wie Gott sich uns zeigt durch das Erbe der verschiedenen Religion. Die andere, viel wichtigere Frage, die uns menschheitlich verbindet über Zeiten und Räume und über allen Religonen steht, ist jene nach der Art und Weise, wie sich Gott uns im Denken, wie im Fühlen und wie im Wollen offenbaren will. (15.5.2010)

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Zum künftigen Verhältnis von Religion und Wissenschaft

Die theologische Logik der Ausgrenzung
Religionen haben ein Problem mit dem religiösen Pluralismus – die östlichen Religionen weniger als die monotheistischen, und fundamentalistische Varianten mehr als liberale. Denn Religionen folgen in der Regel einer inneren Logik der Ab- und Ausgrenzung gegenüber Menschen anderer Religion. Diese Logik entstammt der einseitig theologischen Deutung des Menschseins. Die von Heiligen Schriften ausgehende Weltdeutung erhebt sich über die natürliche Sicht des Menschen – in der Regel ist dort der Mensch erst ganz und heil durch die in der Schrift offenbarten Kriterien. Diese Kriterien sind nicht zu relativieren durch philosophisches Nachdenken. Die Philosophie bleibt Dienerin der Theologie.

So entstehen die theologisch bedingten Abgrenzungen. Menschen der eigenen Religion sind demnach privilegiert, auf dem richtigen Weg, heilsmässig überlegen: Das Judentum sagt: Wer zu uns gehört, hat die spezielle Berufung und Auserwählung Gottes. Das Christentum sagt: Wer getauft ist, gehört zu den Geretteten, gehört zum Gottesvolk, welches die jüdische Verheissung ererbt hat. Der Islam sagt: Wer Muslim ist, hat die letzte Offenbarung angenommen und ist in seinem Glauben Juden und Christen religiös überlegen – so die innere Logik der Religionen. Diese ausgrenzende religiöse Logik war durch philosophische Reflexion teils mehr oder weniger relativiert und abgemildert, sowohl im Judentum, dem Christentum wie auch dem Islam. Schon vor der Aufklärung gab es in allen Religionen Reflexion auf die alle Menschen verbindenden natürlichen Grundgegebenheiten, auch was die Beziehung zum Göttlichen betrifft. Diese Reflexion hat die religiöse Ausgrenzung abgemildert und ein Zusammenleben mehr oder weniger ermöglicht.

Die Mission von Philosophie und Aufklärung
Trotzdem war es bis weit über die Aufklärung hinaus schwierig, einen politischen Körper zu denken, in dem Menschen verschiedener Konfession oder Religion zusammenleben. Juden waren in Europa ausgegrenzt, galten als Christusmörder und blinde Verweigerer der Erlösung. Sie durften nur bestimmte Tätigkeiten ausüben. In islamischen Reichen waren Juden und Christen wenigstens geduldet, aber als Schutzbefohlene (arab dimmis) benachteiligt. Nach der Reformation wahren Christen teils unfähig, Mitglieder der anderen Konfession in ihrer politischen Körperschaft zu dulden. Ich selber bin in den 60er-Jahren noch mit einem Bewusstsein der Überlegenheit gegenüber Katholiken aufgewachsen. Im Balkan, aber auch in vielen anderen Ländern, wird derzeit wieder auf die innere Logik der Religion gesetzt, um sich als politische Mehrheit oder Minderheit zu profilieren.

Humanismus und Aufklärung haben die innere Logik der Religionen – die ausgrenzenden Sichtweisen auf Menschen anderer Religion oder Konfession – relativiert, indem man mehr auf die allen Menschen gegebene Vernunft und Humanität fokussiert hat. Seit dem 19. Jh. haben in vielen Ländern alle Menschen im Staat ihre politischen Rechte erhalten – unabhängig von der Religion. Der Kommunismus hat das seine Beigetragen zur religionsfreien Definition des Menschseins.

Konkurrenz zwischen Religion und Moderne
Wenn heute Konfessionen und Religionen weiterhin auf ihrer inneren Logik der Ab- und Ausgrenzung beharren, erscheinen sie in der Öffentlichkeit mehr und mehr als geduldete, als problematische oder gar gefährliche Sondergesellschaften. Als Folge davon gehen diese religiösen Gemeinschaften auf Distanz zu der offenen Gesellschaft, kapseln sich ab und entwickeln als Verachtete oder als Märtyrer ein befremdliches Überlegenheitsbewusstsein.

Dieser heute in der Religionslandschaft und in den Medien wahrnehmbare Kampf zwischen Religionen und Aufklärung ist beängstigend. Der Streit kann Religionen wie auch moderne Humanitätsideale in Abgründe der Selbstzerstörung führen.
Wer sieht Auswege? Heilmittel?

Wenn Philosophie, Wissenschaft und Religion einander fördern
Konservative Kräfte beschuldigen die Aufklärung und die Säkularisierung heute vermehrt der Nivellierung religiöser Traditionen und Schätze auf Kosten einer globalen Einheitskultur. Diese voraufklärerischen Kräfte haben Aufwind. Sie fordern den liberalen Humanismus heraus, den Religionen mit ihren Tiefeneinsichten einen angemessenen, würdigend Platz in ihrem Weltbild zu geben. Es reicht nicht, wenn die liberale Wissenschaft Religionen wie etwas Zurückgebliebenes oder gar Gefährliches betrachtet und behandelt. Es steht der Wissenschaft, dem Humanismus und der Aufklärung gut an, das Phänomen Religion als Teil des Menschseins ernst zu nehmen.

Wissenschaft und Religion sind nicht zwei getrennte Themen- und Erkenntniskreise. Sie überschneiden sich und haben viele gemeinsame Gesichtspunkte, welche sowohl von den Religionen wie auch von der Wissenschaft kultiviert werden müssen. Hier sehe ich für die Wissenschaft wie auch für die Religion akuten Handlungsbedarf. Religionen können das Menschsein in allen Dimensionen als Schöpfungs- und Naturphänomen ergründen, wie auch die Wissenschaften das Menschsein in dessen Vielschichtigkeit zu erkunden haben. Diese Religion und Wissenschaft betreffende Reflexion bereitet einen gemeinsamen Grund, auf dem Religion und Moderne sich überschneiden. Dort, auf diesem gemeinsam erarbeiteten Grund, können sich die Religionen zusammen mit den ins religiöse Gebiet hinein erweiterten Wissenschaften so begegnen. Kommunikation wird möglich, auch über Regeln im öffentlichen Diskurs und über das Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft.

Die chiliastische Utopie
Die Zeit wird kommen, wo an Universitäten über feinstoffliche Dimensionen des Menschen geforscht und debattiert wird, wo Doktorarbeiten über die irdische Ernährung hinaus sich mit geistiger Ernährung und Beeinflussung beschäftigen oder in Seminaren die Genese von Leben aus geistigen Kräften erforscht wird usw. Diese Grundkenntnisse über den Menschen werden die Religionen in anderem Licht erscheinen lassen. Religionen wiederum können sich auf Grund dieser Erkenntnisse viel spezifischer einbringen und fruchtbarer und verständlicher zur Geltung bringen, was historisch und aktueller durch ihre Offenbarung der Menschheit zukommt.
Oder es wird sich die Religionsphänomenologie vergleichend und philosophisch mit dem Gesang, dem Gebet, den Symbolen, den Zugangsweisen zu Schriften, zum Verhältnis gegenüber Politik, Staat oder Reich usw. äussern, und Religionen können mit Hilfe dieser Kenntnisse ihre eigene Pluralität reflektieren und steuern.

Auf Grund ihrer Schriften können die Religionen viel Elementares einbringen in die natürliche Erforschung des Menschen und seiner Religion. Denn was heute rational ergründet wird, kannten viele alte Kulturen in symbolischen, mythischen oder liturgischen Formen. Darin werden die Schätze der Religionen auch für die erweiterte spirituell werdende Wissenschaft äusserst wertvolle Quellen und Anschauungsmaterialien.

In fernen Zeiten werden die Wissenschaften und Religionen nicht mehr in Konkurrenz und Verachtung zueinander leben, sondern in gegenseitiger Förderung und Bereicherung. Das bringt die Religionen neu zum Blühen in Bildung, Kunst und Ritual. Und das erweitert die Wissenschaft in allen ihren historischen und praktischen Zweigen, sei dies Geschichtsverständnis, Medizin, Recht oder auch Wirtschaft oder Industrie.

13. Oktober 2018, as

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Mittwoch, 9. August 2017: Entwicklungsphasen der Religion
Wie sich Pflanzen durch verschiedene Phasen entwickeln und alle Phasen ihren Reiz und ihre Bedeutung haben, so erkenne ich auch in der menschlichen Religiosität gewisse Entwicklungsphasen. Mein Nachbar hat mich bei einer Einladung davon überzeugt, dass die Mehrzahl der Menschen auch heute noch klar definierte Grundsätze und Überzeugungen für ihre Religiosität suchen und brauchen. Meine philosophischen Zugänge zur Religion würden die meisten Menschen überfordern. Und doch bin ich überzeugt, dass jetzt im globalen Massstab die Menschen von ihrer herkömmlichen Konfession zu einer eher humanen und spirituellen Sicht des Religiösen durchbrechen. Rudolf Steiner sprach vom Übergang des Verstandeszeitalters zum Bewusstseinszeitalter. Dazu habe ich den unten stehenden Text geschrieben.

Von den Entwicklungsphasen der Religionen – und die Frage nach einer modernen reformierten Identität.

Die Art und Weise, wie der Mensch sich religiös ausrichtet, orientiert und belebt, durchläuft spezifische Phasen der Entwicklung. Diese Phasen zeigen sich im Wandel des religiösen Weltbilds in jedem Menschenleben wie auch in Zeiten, Kulturen und Entwicklungsphasen der Menschheit. Es gibt dazu mehrere Theorien und Ansichten. Tendenziell sprechen sie von einem magisch, animistischen Weltbild in der Frühphase der Menschheit und in der Kindheit beim einzelnen Menschen. Was dann auf die nächste, die mythologische Phase und auf die rationalen Erlösungssysteme folgt, ist offen und wird verschieden erlebt und beschrieben.

Mir helfen diese Entwicklungskonzepte, wie ich sie selber in Hegels Religionsphilosophie und auch bei Jean Ziegler oder Rudolf Steiner gefunden habe. Wichtig dabei ist, dass keine der religiösen Phasen richtiger oder falscher ist als die andere. Alle haben ihre Zeitgemässheit und teils verschoben auch ihre Unzeitgemässheit. Die Übergänge sind ambivalent, mit Verwerfungen behaftet. Oft bekämpfen sich die verschiedenen Phasen. In der Zeit der Ablösung wird das alte Glaubenssystem verneint und zerstört – so geschieht es in persönlichen religiösen Lebenskrisen und Neuorientierungen, und ebenso findet man diese Brüche auch in der Menschheitsgeschichte z.B. im Übergang der Antike zum Christentum, in der Reformation, in der französischen oder in kommunistischen Revolutionen oder aktuell in der Krise der traditionellen Religionen und Konfessionen. 

Wie sieht das aktuell aus für eine heutige Religion oder Konfessionen, z.B. für die evangelisch-reformierte Kirche in der Schweiz? – Die Mitglieder dieser traditionellen Volkskirche sind äusserst vielfältig orientiert. Eine offizielle Lehrmeinung der Kantonalkirchen oder von deren übergeordneter Ebene, dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, gibt es nicht. Hingegen gibt es offizielle Trends, untereinander abgestimmte theologische Strömungen und einen gewissen «Gruppenkonsens».

Viele getaufte Kirchenmitglieder lassen diesen Glaubenskonsens eher gewähren, als dass sie ihm zustimmen. Wir leben in einer Zeit, in welcher immer weniger Mitglieder unserer Landeskirche sich explizit hinter eine wie auch immer definierte evangelisch-reformierte Identität stellen, um diese als den richtigen und besten Weg des Glaubens zu feiern – der meines Erachtens rational sehr weltoffen, aber in letzter Konsequenz doch eingrenzend und bezüglich letzter Fragen tendenziell zurückhaltend bis blind ist. 
Viele Zeitgenossen beschäftigen sich mit metaphysischen Fragen und gehen in ihrem Denken und Praktizieren über das hinaus, was ihnen von der eigenen Kirche geboten wird. Alle nur erdenklichen Religionsphasen des menschlichen Lebens und der Menschheit werden rezipiert und ausprobiert – dies auch dank der weltweiten Vernetzung durch das Internet.

Worin könnte – dies alles bedenkend – evangelisch-reformierte Identität bestehen? Was heisst dieses oben erwähnte Entwicklungskonzept für die Landeskirchen?
Obwohl für den grossen Teil der aktiven und kirchennahen Mitglieder ein spezifisches Profil der «besten Religion» zu pflegen ist, das auch einfach verständlich und in gewissem Masse populistisch vermittelt wird, bedarf diese religiöse Konfession der Offenheit für Vielfalt und Pluralismus. Der evangelisch-reformierte Christ soll den katholischen Weg zumindest gelten lassen können, wie er auch Aspekte anderer religiöser Wege achten und würdigen sollte. Diese Aufgabe ist eigentlich der säkular definierten Religionsfreiheit anheimgegeben, doch diese lässt gewähren und ist nicht eigentlich interessiert an einem interkonfessionellen oder interreligiösen Dialog. Ein grosser Teil der Kirchenmitglieder realisiert aber immer mehr, dass man andere Religionen nicht nur akzeptieren soll, sondern dass sie eine Bereicherung und Herausforderung für die eigene Glaubenstradition sind. Sie erinnern an die verschiedenen Phasen des religiösen Empfindens und Denkens, an frühere oder künftig mögliches Ausprägungen des Glaubens. Zum Beispiel galt bei den Protestanten der Grundsatz «sola scriptura» und damit eine entsprechend rationale und nur bibelgeleitete Theologie. Heute ist eine religionsgeschichtliche Erweiterung der Theologie sinnvoll und gefragt.
Wie kann und soll eine Landeskirche auf diese Situation reagieren?

  1. Religionen und Konfessionen nehmen ihren exklusiven Offenbarungsaspekt zurück und fragen sich, was die verbindenden, allgemein menschlichen religiösen Bedürfnisse und Möglichkeiten sind.
  2. Sie bedenken die Phasen der religiösen Entwicklung der einzelnen Menschen wie auch der Menschheit und streben danach, vom modernsten Gesichtspunkt aus alle religiösen Phasen und Epochen zu würdigen.
  3. Sie pflegen eine religiöse Kultur, die ihre Identität als Weg zum «wahren Leben» möglichst überzeugend und attraktiv darstellt, aber sie erinnern dabei auch an die Vielfalt der Wege, welche den Menschen und die Menschheit «nach Rom» führen.
  4. Die Vielfalt der menschlichen Wege und der Pluralismus der religiösen Phänomenologie bedarf einer Verständnishilfe, wie Religion sich durch verschiedene Phasen entfaltet. Es ist die Vernunft, welche wissenschaftlich die Phänomene ortet und in das eigene Religionssystem integriert. Diese Wissenschaft wirkt sich weltweit aus als säkulare Verständigung über Religion.
  5. Was bisher säkular, abstrakt und rational, als «religiöse Toleranz» verbreitet Anerkennung fand und eingesehen wurde, übersteigt die konventionellen und vorgegebenen Muster in Richtung spirituelle Einsicht. Das ist bei Rudolf Steiner der Übergang vom Verstandeszeitalter zum Bewusstseinszeitalter. Nicht nur ein Religionssystem, sondern das ganze Leben und Denken wird spirituell erfahren und gedeutet - Inspiration.
  6. Ausgehend von dieser allgemeinmenschlichen Sicht des Lebens durch das erweckte Bewusstsein erscheinen die religiösen Phänomene aller Kulturen in neuem Licht. Diese Licht führt auch hinein in die Bildwerke der früheren Religionsstufen. Deren Aussagen können gewürdigt werden als Bilder, die den Kontakt zur oberen Welt symbolisieren und vorzeigen. Und neue Bilder offenbaren Wahrheit - Imagination.
  7. Es geht um Tat, um Verwirklichung. Der Geist Gottes will die Menschen lenken und regieren – nicht auf Grund religiöser Forderungen, sondern auf Grund direkter Anleitung zu Werken – Intuition. (2.8.2017, as)

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Wir feiern 500 Jahre Reformation

Vom Reformationssonntag, 5.11.2017, bis Reformationssonntag 2018 feiert unsere St.Galler Kantonalkirche 500 Jahre Reformation – zu früh für die Schweizer Verhältnisse (Zwingli begann 1519 mit den Predigtgottesdiensten in Zürich) und wohl verspätet gegenüber dem Lutherjahr, das im November 2017 abgeschlossen wurde.

Weil wir zwischen den Zeiten liegen, haben wir die Chance, nicht nur zurückzublicken oder reformierte Errungenschaften hochzuhalten. Gefragt sind Einsichten in das, was heute den Kontakt mit der Offenbarung und dem Offenbarer hindert und wie die Kommunion mit dem Himmel aktuell erlebbar sein kann. Wie trotz oder sogar gegen die traditionellen und konventionellen, dogmatischen und kirchlichen Wege, Normen oder Konventionen die Verbindung zum Geist neu und unmittelbar erlebbar wir.

Manchmal meine ich zu sehen, warum es nicht weiter geht mit der Erneuerung unseres kirchlichen Lebens. Es gibt da einen Traditionsabbruch mit der Aufklärung und der modernen Wissenschaft – doch der ist nötig, wichtig und heilsam. Aber dieser Abbruch ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Die elementaren Aussagen der Religion, die Gottes Schöpferwalten betreffen, dann die Offenbarungen durch Engel, Propheten und Heiligen Geist, weiter das Leben nach dem Tod, die Auferstehung, das Gericht und die künftige Welt – all diese elementar religiösen Elemente haben es gegenüber einem allgemein verbreiteten naturwissenschaftlichen Weltbild schwer.

Darum müssten unsere Kirchen, ja alle Konfessionen und Religionen, sich Gedanken machen darüber, wie ausgehend von dem wissenschaftlichen Weltbild neue Brücken entstehen oder zu bauen sind zu den alten religiösen Offenbarungen, welche konstitutiv zur Religion gehören.

  • Schon fast Geschichte ist das pointiert politische Engagement kirchlicher Gruppen für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Es hatte seine Höhepunkte in den 70er- und 80er-Jahren, hat sich durchaus biblisch begründen können, aber ist heute gegenüber der Macht der Marktwirtschaft verebbt.
  • Der Flirt mit den ostasiatischen Meditationsschulen (Zen; via integralis, vipassina, Achtsamkeitsmeditation, …) ist im Bezug auf theologische Diskurse zum Erbe des Christentums neutral, uninteressiert und darum für die Erkenntnis wenig ergibig.
  • Viele aktuelle esoterischen Aufbrüche sind oft antikirchlich ausgerichtet und pflegen einen individualistischen Heilsweg. Deren soziale und globale Utopien sind oft wenig realistisch, kaum organisiert und verankert in der Mehrheitsgesellschaft.

 

Neuaufbrüche leben von der Ausgiessung des Geistes Gottes, wie schon von Propheten Joel, Hesekiel oder Jeremias verkündet, dann neu von Johannes, dem Evangelisten.  Die Neuoffenbarung besteht wohl vor allem darin, dass die Menschen (Mägde, Knechte, Greise …) den Geist mitten im Alltag gewahren. Die Absurdität des Materialismus fällt, wenn im Zeitalter des Bewusstseins der Geist sich als konstituierendes Element der Wirklichkeit gewahrt, erlebt, sich betätigt und in Bewegung setzt für eine dem heutigen Leben adäquaten Neuinterpretation der Schrift. (21.11.2017)