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Die Indienreise 1976 – 1978

Nach meiner Matura 1974 folgten Jahre des Suchens nach meinem Beruf, nach Sinn, nach dem eigenen Leben. Langsam reifte der Entschluss zu einer grösseren Indienreise, angeregt von Freunden, die mir in Briefen von ihrer Reise berichteten. Ich wollte einfach einmal raus aus allem Gewohnten, aus Konventionen und festen Mustern. Und ich trämte von einer Sinngebung, einer Verwirklichung, die es im Leben zu finden gilt. Mit etwa 3000 Franken Erspartem zog ich im Sommer 1976 los. Der Kontakt mit den Eltern lief über Briefe. Mein Vater liess Teile davon im Rheintaler veröffentlichen. Ich schrieb Tagebuch und zeichnete viel >>> siehe Reisebilder.

Die Indienreise
Die Indienreise ist ein Kapitel für sich, das ich irgendwann zu einem längeren Text ausarbeiten könnte. Hier berühre ich in Kürze einige Stationen:
In Istambul blieb ich sehr lange hängen. Ein Muezzin hat mich zu sich nach Hause eingeladen und mir eine tiefe Begegnung mit dem Islam ermöglicht. Drei Monate lebte ich mit ihm, seiner Frau und der jungen Tochter. Den Iran, damals noch unter dem Schah, habe ich ausgiebig bereist: Teheran, ein Moloch; in Quom, der schiitischen Hochburg, wurde ich bespitzelt und beim Besuch eines Imamengrabs fast gelüncht; in Isfahan war ich bei Bendiktinermönchen zu Gast, in Schiraz bei einer Schweizer Ärtin, in Mashad habe ich mich zu Teppichkäufen überreden lassen. Dann Afghanistan: Eine Zeitreise zurück in eine archaische Welt von 1001 Nacht! Nach Herat, Kandahar und Kabul besuchte ich den grossen Buddha von Bamian und kletterte waghalsig über die Bergketten. In Pakistan lebte ich drei Monate mit den noch nicht zum Islam bekehrten Kalash-Völker in den Bergen bei Citral. Eine Gelbsucht hat mich zur Ruhe gezwungen. Bei einem holländischen Pfarrer in Peshawar genoss ich während drei Wochen Gastrecht, sein Koch hat mich verwöhnt. Dann endlich Indien: zuerst Amritsar mit dem Schrein der Shiks, dann die Hauptstadt New Delhi, wo ich in einem Vorort, in Merauli, inmitten der Ruinen des alten islamischen Delhi in einem alten Torbogen gehaust habe, zwischen Ratten und andern Hippies, welche die buddhistisch betreute Anlage bewohnt haben. Hier konnte ich mich ganz von der Gelbsucht auskurrieren und reiste dann ein erstes Mal nach Benares und über Allahabad nach Nepal, meinem Lieblingsland. Was für fröhliche und gesunde Menschen da leben!
Jeweils nach drei Monaten lief das Visa aus und ich musste das Land wechseln. Wieder in Indien unternahm ich eine strenge Pilgerwanderung nach Amarnath im Norden Kasmirs. Zum Augustvollmond besuchen Tausende von Hindupilger, darunter viele heilige Männer, sog. Saddhus, das Eislingam in einer Höhle auf 4500 Metern über Meer. Der Pilgerzug ist mehrere Tage unterwegs. Ich schämte mich für meine guten Bergschuhe (aus Nepal), so dass ich sie kurzerhand verkaufte und barfuss ging. Alles ging gut, auch wenn ich mangels einer Schlafgelegenheit an die Grenze meiner Kräfte kam. In spätern Jahren hörte ich von dieser Pilgerreise allerlei Tragisches: Kälteeinbrüche mit vielen Toten, auch Überfälle durch muslimische Rebellen. In Laddhak, einem indischen Teil Tibets, traf ich Urs. Mit ihm reiste ich nach Nepal, wo wir zusammen eine Einsiedelei in der Nähe vom Mount Everest bewohnt haben und zu Fuss nach Kathmandu zurück gewandert sind. Später habe ich alleine einen Versuch zum Einsiedeln unternommen und dort meine Bekehrung zum Christentum und zum Westen gefunden, aus Heimweh und Liebe zur Herkunft.
Einmal kamen meine Eltern mich besuchen. Wir trafen uns in Neu Dehli und flogen dann zusammen nach Nepal, wo ich meiner Mutter und meinem Vater einiges zeigen konnte. Weil mein Vater eine Kamera dabei hatte, habe ich von diesen zwei Wochen Fotos. Auf meiner Reise habe ich nur gezeichnet.
Vieles gäbe es noch zu erzählen: vom Besuch in Kalkuta, vom Geburtsort des Buddha und vom Leben im japanischen Zenkloster in Budgaya, dem Ort der Erleuchtung von Buddha. Leider sind meine Zeichnungen und Tagebücher vom Besuch Südindiens verschollen. Sie waren zusammen mit vielen andern Schätzen im Rucksack, der mir im Zug zwischen Agra und Dehli abhanden kam. Vor allem um die Bilder aus Sri Lanka habe ich lange getrauert. Dort bin ich richtig eingetaucht in die hinduistische Vergangenheit Sri Lankas, die schon damals unterdrückt worden ist. Ich war im Norden in Jaffna, dann der Ostküste entlang hinunter bis nach Kataragama, dem alten Hindupilgerort für Gott Murga. Mit einem Schweizer Mönch, früher Künstler in Zürich, lebte ich für einige Zeit in seiner Höhle mit grauslichen Spinnen. Und ich habe die Burg von Ravana gesucht, dem Erzfeind Ramas. Sigria, das als buddhistische Gründung ausgegeben wird, soll unterirdisch risiege Anlagen aus der hinduistischen Zeit haben, so erfuhr ich von den Einheimischen, mit denen ich eng zusammen gelebt habe. In Kandi arbeitete ich in einer Batikwerkstatt, um dieses Handwerk kennen zu lernen. Nur eine grosse (120x200 cm) Batik aus dieser Zeit ist mir geblieben, ausgerechnet die Kali. Die Heimkehr war vom Verlust meines Hab und Guts überschattet. Ich reiste noch kurz hinauf zum Guru Babaji. Hans, ein Schweizer, hatte mich glauben gemacht, der könne mein Gepäck auftreiben. Babaji hat mich nur ausgelacht und wieder fortgeschickt.
Wer eine Reise tut, kann was erzählen. Ich wollte hier einen Kurzlebenslauf präsentieren. Darum genug von der Reise! (9.6.07)

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