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Kurzbiographie

Kriege ich Fotos von anno 1954, meinem Geburtsjahr, vor die Augen, so frage ich mich, ob das schon so lange her ist oder ob sich seither die Welt so verändert hat. Fast möchte ich von einer «heilen Welt» sprechen, wenn ich an meine Kindheit denke und sehe, mit welchen Herausforderungen Jugendliche heute aufwachsen. –

Kindheit
Im Toggenburger Dorf St.Peterzell, wo mein Vater seine erste Pfarrstelle hatte, sind alle sechs Kinder zur Welt gekommen: 1948 Lyddia, 1949 Ueli, 1951 Michael, 1954 Andreas und 1955 die Zwillinge Karl und Matthias. Wir waren gut umsorgt von unserer Mutter, haben uns aber auch gegenseitig erzogen. Was für ein Reichtum doch eine grosse Familie ist, in der immer auch Besuche Platz haben: die Oma, die Haushaltslehrtochter oder ein Bettler. Noch verschlafener war die nächste Gemeinde, Schönholzerswilen im Thurgau, wo wir von 1956 bis 1961 eines der schönsten Thurgauer Pfarrhäuser bewohnt haben. Einen Kindergarten gabs da nicht, wir strolchten auf den Höfen herum, kletterten in den Bäumen oder haben auf der Strasse auf vorbeifahrende Autos gewartet.

Jugend

Berneck, das traditionsreiche Rheintaler Weindorf, wurde dann zu meiner eigentlichen Heimat. Hier bin ich gross geworden, habe jede Ecke und jeden Winkel kennen gelernt und auch die ersten Erfahrungen mit der grossen weiten Welt gemacht. Bei Dierauers im Städtli durften wir erstmals Fernseh schauen. Vor allem Sonntags waren wir zu Gast bei dem alten Architekten und seiner Frau. Später gab es bei unsern Nachbarn, der Familie Seitz, ein TV-Gerät. Oft musste man uns dort abholen, wenn wir keine Folge von Flury, Lassie oder Bonanza verpassen wollten. Daheim war immer noch der Radio im Mittelpunkt. Nachrichten mussten wir uns anhören - das fand ich wiederlich. Am Samstagabend versammelten wir uns für die Hitparade, die Beatles waren meist auf dem 1. Rang. Französische Chansons brachte die Schwester ins Haus, auch die Welt der Liebe, des Tanzens usw. Der ältere Bruder war eingenommen von der Studentenbewegung und brachte aus St.Gallen Berichte von einer aufmüpfigen Jugend.
Ab 1969 reiste ich selber täglich nach St.Gallen. Wir waren im mathematischen Typ C der Kantonsschule eine reine Bubenklasse. Darstellende Geometrie lag mir, auch die Mathematk, hingegen hatte ich mit den Sprachen zu kämpfen. Das war auch die Zeit meiner ersten grossen Liebe mit Daniela Zuber. Die späteren Jahre in der Kanti waren diesbezüglich eher kompliziert. 1972 haben Urs Kobelt, mein bester Freund und ich, eine Altwohnung mitten in der Stadt (Gartenstrasse 3?) gemietet. Mit ihm teilte ich Yoga, lange Haare, Naturverbundenheit und Vegetarismus. Mein Bruder führte mich ein in das Haschischrauchen, doch wir lebten seriös und ernst. Alkohol existierte nicht bei uns, wir verachteten Studenten, die sich mit Bier brüsteten.

Wanderjahre
Nach meiner Matura folgten Jahre des Suchens nach meinem Beruf, nach Sinn, nach dem eigenen Leben. Wieder mit Urs lebte ich nun im Thurgau. Für 200 Franken im Monat haben wir ein kleines altes Bauernhaus mitten im Dorf Engishofen gemietet. Ich unterrichtete die 1.–3. Klasse in Kümmuertshausen (damals gabs Lehrermangel), Urs übernahm die Schüler, nachdem er mit dem Jahreskurs Lehrer geworden war. Ich wurde sein Hausmann, habe gezeichnet und in Oberach Orgel geübt. Es folgten mehrere Italienaufenthalte (Perugia, Assisi, Rom), Sanitätsrekrutenschule, weitere Schulvertretungen – dann der Entschluss zur Indienreise von Sommer 1976 bis Ende 1978. Ich wollte einfach einmal raus aus allem Gewohnten, aus Konventionen und festen Mustern. Und ich trämte von einer Sinngebung, einer Verwirklichung, die es im Leben zu finden gilt. Meinen Berufswunsch - Primarlehrer – stellte ich zurück.

Die Indienreise
Die Indienreise ist ein Kapitel für sich. Der Kontakt mit den Eltern lief über Briefe. Mein Vater liess Teile davon im Rheintaler veröffentlichen. Ich schrieb Tagebuch und zeichnete viel >>> siehe Reisebilder. In Istambul blieb ich lange hängen. Ein Muezzin hat mich zu sich nach Hause eingeladen und mir eine tiefe Begegnung mit dem Islam ermöglicht. Drei Monate lebte ich mit ihm, seiner Frau und der jungen Tochter. Den Iran, damals noch unter dem Schah, habe ich ausgiebig bereist, in Afganistan bestieg ich den grossen Buddha von Bamian und kletterte waghalisg über die Bergketten, in Pakistan lebte ich drei Monate mit den noch nicht zum Islam bekehrten Kailash-Völker in den Bergen bei Citral. Eine Gelbsucht hat mich zur Ruhe gewungen. Bei einem holländischen Pfarrer in Peshawar genoss ich während drei Wochen Gasrecht, sein Koch hat mich verwöhnt. Dann endlich Indien: zuerst Amritsar mit dem Schrein der Shiks, dann die New Dehli, wo ich in einem Vorort, in Merauli, inmitten der Ruinen des alten islamischen Dehli in einem alten Torbogen gehaust habe, zwischen Ratten und andern Hippies, welche die buddhistisch betreute Anlage bewohnt haben. Hier konnte ich mich ganz von der Gelbsucht auskurrieren und reiste dann ein erstes Mal nach Benares und über Allahabad nach Nepal, meinem Lieblingsland. Was für fröhliche und gesunde Menschen da leben!
Jeweils nach drei Monaten lief das Visa aus und ich musste das Land wechseln. Wieder in Indien unternahm ich eine strenge Pilgerwanderung nach Amarnath im Norden Kashmirs. Zum Augustvollmond besuchen Tausende von Hindupilger, darunter viele heilige Männer, sog. Saddhus, das Eislingam in einer Höhle auf 4500 Metern über Meer. Der Pilgerzug ist mehrere Tage unterwegs. Ich schämte mich für meine guten Bergschuuhe (aus Nepal), so dass ich sie kurzerhand verkaufte und barfuss ging. Alles ging gut, auch wenn ich mangels einer Schlafgelegenheit an die Grenze meiner Kräfte kam. In spätern Jahren höre ich von dieser Pilgerreise allerlei Trauriges: Kälteeinbrüche mit vielen Toten, auch Überfälle durch muslimische Rebellen. In Laddhak, einem indischen Teil Tibets, traf ich Urs. Mit ihm reiste ich nach Nepal, wo wir zusammen eine Einsiedelei in der Nähe vom Mount Everest bewohnt haben und zu Fuss nach Kathmandu zurück gewandert sind. Später habe ich alleine einen Versuch zum Einsiedeln unternommen und dort meine Bekehrung zum Christentum und zum Westen gefunden, aus Heimweh und Liebe zur Herkunft. Vieles gäbe es noch zu erzählen: vom Besuch in Kalkuta, vom Geburtsort des Buddha und vom Leben im japanischen Zenkloster in Budgaya, dem Ort der Erleuchtung von Buddha. Leider sind meine Zeichnungen und Tagebücher vom Besuch Südindien verschollen. Sie waren zusammen mit vielen andern Schätzen im Rucksack, der mit im Zug zwischen Agra und Dehli abhanden kam. Vor allem um die Bilder aus Sri Lanka habe ich lange getrauert. Dort bin ich richtig eingetaucht in die hinduistische Vergangenheit Sri Lankas, die schon damals unterdrückt worden ist. Ich war im Norden in Jaffna, dann der Ostküste entlang hinunter bis nach Kataragama, dem alten Hindupilgerort für Gott Murga. Mit einem Schweizer Mönch, früher Künstler in Zürich, lebte ich für einige Zeit in seiner Höhle mit grauslichen Spinnen. Und ich habe die Burg von Ravana gesucht, dem Erfeind im Ramas. Sigria, das als buddhistische Gründung ausgegeben wird, soll unterirdisch risiege Anlagen aus der hinduistischen zeit haben, so erfuhr ich von den Einheimischen, mit denen ich eng zusammen gelebt habe. In Kandi arbeitete ich in einer Batikwirkstatt, um dieses Handwerk kennen zu lernen. Nur eine grosse (120x200 cm) Batik aus dieser Zeit ist mir geblieben, ausgerechnet die Kali. Die Heimkehr war vom Verlust meines Hab und Guts überschattet. Ich reiste noch kurz hinauf zum Guru Babaji. Hans, ein Schweizer, hatte mich glauben gemacht, der könne mein Gepäck auftreiben. Babaji hat mich nur ausgelacht und wieder fortgeschickt.
Wer eine Reise tut, kann was erzählen. Ich wollte hier einen Kurzlebenslauf präsentieren. Darum genug von der Reise!

Wo gehöre ich hin?
Als ich in St.Margrethen dem Schweizer Grenzwächter begegnete, wusste ich, dass ich wieder daheim im Schweizerland war. Mein Vater hat mich gleich für den Konfirmandenunterricht eingespannt. Aufgrund meiner Notizen an der Tafel hat sein Pfarrkollege Eugenio Peccoraro Einspruch erhoben. Das habe nichts mit der christlichen Lehre zu tun.
Mein Vater hatte viel Geduld mit mir. Statt endlich einen Beruf zu lernen, wollte ich