Singen mit Milaya Lodron im Schloss Glarisegg (TG), 21. bis 24. Juni 2007
Unten der Wortlaut, wie der Kurs im Veranstaltungsheft von Schloss Glarisegg ausgeschrieben war – und mich angesprochen hat:
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Sacred Chants an Healing Mantras – Archaische Gesänge
Mit Milaya Lodron, Sängerin und Gesangstherapeutin
Aus der Stille erwachsen die Schwingungen von uralten Klängen, die wir alles als verborgenes Erbe in uns tragen. Diese archaischen Stimmen sind spontan erfahrbar, indem wir unsere innersten heiligsten Stimmen und intimen spirituellen Gesänge, unsere eigenen«Sacred Chants» hörbar werden lassen. Sie öffnen uns den Zugang zu den «Sacred Chants» aller Traditionen, entsprungen aus derselben Quelle, aus demselben Atem. Der Atem verwurzelt uns in der Tiefe unseres Seins und mit der Erde, zugleich führt er uns auf dem Weg in die Stille.
In diesem Workshop lade ich Euch ein durch schamanische Gesänge, Trance Chants, Obertonsingen, Klangmandalas, Mantras und Circle Dances Eure eigenen archaischen Gesänge zu finden. Dazu sind weder musikalische noch stimmliche Vorkenntnisse nötig.
Der Workshop beginnt am Abend des 21. Junis nach dem Essen mit einem Ritual zur Sommersonnenwende (bei Schönwetter am Seeufer. Zum Ritual sind alle herzlich eingeladen, nicht nur die Workshopteilnehmer. |
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Die Kursbeschreibung deutet an, was in dem Kurs das Ziel war: Schlussendlich sollten alle ein eigenes Mantra gefunden haben und dazu ein Kraftlied singen. Der ganze Kurs diente als Vorbereitung auf diesen für jeden und für die Gruppe besonders feierlichen Moment. Dieses Ziel ahnte ich, wie ich auf der Website von Milaya ein Beispiel eines solchen Gesanges fand, von ihr vorgetragen. Das improvisierte und filmisch inszenierte Lied hat mich phasziniert. Aber ebenso hat mich am Ende das Mantra und der Gesang all unserer Teilnehmer tief berührt, auch die Art, wie Milaya jeden «Auftritt» vorbereitet, begleitet und mit gezielten Eingriffen gesteigert und bereichert hat.
Schloss Glarisegg bei Steckborn (TG)
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Schloss Glarisegg bei Steckborn (TG) nennt sich jetzt «Ort für Begegnung und Bewusstsein am Bodensee». Bis vor wenigen Jahren war hier noch eine Anthroposophische Internatsschule. Diese hat sich mit einem Neubau (Turnhalle, Saal, Schulräume) in Schulden gebracht, dann gingen die Schülerzahlen zurück und die ganze Anlage wurde als Konkursmasse von einem Freundeskreis ersteigert. Die 10 bis 20 Leute, die jetzt hier wohnen, pflegen und gestalten die Anlage, bieten selber Kurse an und betreiben professionell die Vermietung der Anlage an fremde Kursanbieter. Gleichzeitig zu unserm Kurs zur Improvisation waren da auch ein Geburtstagsfest auf dem Areal und ein Tantrakurs mit gegen 50 Leuten.
Bild links: Gartenanlage, wo bei schönem Wetter die Speisen vom Buffet draussen gegessen werden können. |
Ein Ritual zur Sommersonnenwende
Zum Ritual zur Sommersonnenwende kommen auch viele Gäste mit Kinder und Bewohner von Schloss Glarisegg. Milaya sagt, dass wir in diesem Ritual in 45 Minuten vollziehen, wofür sich frühere Völker die ganze Nacht Zeit genommen haben: Ankommen, sich öffnen, sich erden …
Wir stehen im Kreis um das Feuer und die rundliche Anlage. Wir stellen und gegenseitig vor, indem jeder seinen Namen sagt und zusätzlich ein Wort, das für im Moment wichtig ist, das etwas von der momentanen Empfindung ausdrückt. Bei mir ist es das Wort «Gemeinschaft». Milaya stimmt dann einen Ton an, alle kommen mit der Zeit dazu, stimmen ein in den Klang. Mit der Zeit sind kleine Abweidungen, individuelle Improvisationen möglich.
Es folgt ein einfaches indisches Mantra. Dazu lernen passende Schritte, mit denen sich der Kreis langsam bewegt. Schliesslich verneigen wir uns tief und berühren mit der Stirn lange die Erde. Wir erheben uns aus der Stille, Milaya verteilt verschiedene Rhythmusinstrumente, Rasseln und Trommeln, und im gemeinsamen Rhythmus bewegen wir uns halb tanzend um den Kreis. Nach dieser eher wilden Musik erhalten alle Papier und Stift. Wir schreiben etwas über unsere Ziele auf das Papier, das Zettelchen geben dann alle hintereinander mit Andacht in das «Reinigungsfeuer».
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Lange Schatten am Strand von Schloss Glarisegg, bevor die Sonne am längsten Tag des Jahres 2007 hinter den Hügeln am jenseitigen Ufer des Bodensees verschwindet. |
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Unsere Lerngruppe und unser Gruppenraum
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Es ist erstaunlich, wie man durch das gemeinsame Singen und Tanzen schnell zu einer tiefen Gemeinschaft zusammenwächst. Das Improvisieren erfordert Vertrauen, das man sich gegenseitig schenkt. Improvisiertes Singen ist etwas sehr Intimes, mit dem man sein Innerstes, auch tiefe unbewusste Schichten, vor allen anderen Preis gibt und vernehmbar macht. Diese Verletzlichkeit führt dazu, dass man einander Sorge trägt. In einer harmonischen Gruppe ist es einfacher, sich gesanglich und menschlich neu zu entdecken und weiter zu entwickeln. So schnell die tiefe Gemeinschaft entsteht, so schnell verblasst sie wieder, wenn man in den Alltag zurückkehrt. Damit ich die Menschen mit ihren Namen nicht vergesse: Hier die Namen (v.l.n.r.): Oben Susanne, Sonja, Irene, Barbara, Sandra und Willi; unten Andreas und Milaya.
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Unser Arbeitsraum war im «altem Schulhaus» – wie ich schätze aus den 30er-Jahren, mit originalen Fenstern aus jener Zeit. Da sassen wir auf den Kissen oder lagen auf Decken, die Milaya in ihrem kleinen Aurto aus Paris mitgebracht hat. Ebenso hat sie einige Instrumente und viele CD's und ihren kleinen MAC mitgebracht. Sie legte viel Wert auf Stimmung, auf kultische Gestaltung des Raums. Alle unsere Sachen, auch Schuhe oder Rucksack, sollte im Vorzimmer deponiert werden. Hin und wieder hat sie auch Duftkerzen oder Räucherwerk eingesetzt.
In diesem Raum haben wir unsere Kreise gezogen in Gesängen, im Gespräch und im Tanzen. Im Folgenden werde ich einige Übungen und «Zeremonien» beschreiben, um deren Aufbau und Methodik nicht zu vergessen und selber damit weiter arbeiten zu können.
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Übungen und «Zeremonien»
>>> Bild und Begriff: Milaya legt Fotos und Zettel mit Begriffen mandalaartig auf dem Boden aus. Nach einer «Heilmusik», mit der wir uns bewegt haben wie «Wasserpflanzen» und der ganze Leib in die Schwingung der Musik gekommen ist, sollen wir uns ein Bild und einen Begriff auswählen, der für unsere Zukunft und unsrer Ziele wichtig sein kann. Dann hängen alle ihre Auswahl irgendwo an die Wand – da bleiben das Bild und der Begriff während den drei Tagen hängen. Sie erinnern bisweilen an diese Auswahl und Zielsetzungen, man beobachtet hin und wieder auch die Auswahl der andern Kursteilnehmenden. Diese Praxis kenne ich aus der Religionspädagogik. |
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>>> Ich tanze für Euch, ihr singt für mich: Wir formen einen Kreis und beginnen mit einem Ton zu singen. Jemand darf in die Mitte, um mit geschlossenen Augen den entstehenden Gesang zu geniessen und sich mit der entstehenden Musik zu bewegen. Die Person in der Mitte wird auf geheime Weise zur Dirigentin oder zum Dirigenten durch den Tanz. Die sich zum Gesang bewegende Person spornt alle andern an. Musik ist Bewegung, Bewegung ist Musik.
Der Gesang kann auch den Wortlaut des Namens vom tanzenden Menschen aufnehmen.
>>> Milaya gibt uns den Auftrag, in den nächsten Tagen unser Mantra zu finden, das auch unsern Gesang prägen wird: Wir erfahren hier quasi den Auftrag, die Hausaufgaben oder die Prüfungsfragen für diese Weiterbildung. Milaya erklärt uns den Aufbau und die Bedeutung unseres Beitrages am letzen Tag: sein Mantra und sein Gesang finden. Primär geht es darum, seinen Merkvers, seine aktuellen Kraftworte, zu finden, welche den Gesang prägen und aus sich heraus Melodiöses entfalten. Denn Worte haben eine Schwingung und bringen etwas in Gang. Unser Spruch soll ein Energie erzeugen: «Unsern heiligen Gesang!» Wir singen dann nicht Worte, aber der Satz, unser Mantra, gibt dem Gesang, die stimmige Vibration. Für Milaya ist das Mantra kein Gebet. Mit dem Mantra sollen wir ausdrücken, was unser Thema ist, wo Heilenergie in mir wirken soll. Die «Ich-Form» ist erlaubt, wie z.B. «Ich will singen alle Farben des Regensbogens, die in die Tiefe gehen.» Sie erwähnt auch andere Mantras aus früheren Kursen.
Wir sollen als nach Worten suchen, die das ausdrücken, wo und wie wir unterstützende Energie brauchen. Bedürfnisse, Notwendigkeiten, Anliegen, Herzenswünsche wie Freude. Das Mantra soll poetisch sein, kurz, prägnant und künstlerisch. Beim Auftritt soll vor der Gruppe das Mantra gesprochen werden, das für das Energiefeld des folgenden Gesangs sehr wichtig ist.
Gleich mache ich erste Notzizen, Versuche: «Feuer im Herzen», «Mein Herz brennt in der Liebe zu Ihr …» «Mein Herz möge brennen in der Liebe zur göttlichen Weisheit, die mir in jedem Menschen begegnet» usw.
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Milaya, früher Schauspielerin, hat eine ausgeprägte Sprach- und Körpersgestik. Für mich ist sie halb Engel, halb Gnom. |
>>> Hallelujah: Wir singen auf einem Grundton das alte Gotteslob Hallelujah. Jeder darf dazu gesondert improvisieren. Die Improvisierenden inspirieren die andern, die den Boden geben. Da wird gespiegelt, da werden Elemente aufgenommen im Vor- und Nachsingen. Ich erlebe, wie aus dem Kreis Überraschendes möglich wird, aber dieses Geniale ist zart angeleitet. Man spürt ein Feld des Vertrauens und der Begegnung, das aufgebaut wird und wirkt, schenkt, belebt, inspiriert.
>>> Eine geführte Meditation zum Wasser des Lebens: Milaya heisst uns, kreisförmig zu liegen und uns zu entspannen. Sie geht mit Trommel um uns herum und erzählt: Sie führt uns durch einen Wald, durch eine Lichtung hin zu einem Wasser, einem Quell, dem Lebensbrunnen. Hier dürfen wir ein Bad nehmen. Danach gehen wir zu einer Lichtung, wo sich zwei Kreise von weisen Männern und weisen Frauen befinden. Ihnen dürfen wir die Frage unseres momentanen Lebens stellen. Meine Frage: Wie kann ich mein Herz entflammen? – Ich erhalte keine Antwort. Die Philosophen (Tomberg, Witzenmann, …) sitzen da, fühlen sich gestört, sind normale Menschen. Ich werde ungeduldig und nervös in der Meditation und will eine Antwort erzwingen. – Dann erhebt einer den Arm und zeigt da rüber, wo ein «Loch ist im Himmel» ist , von wo sogleich ein Lichtstrudel herkommt, mich einhüllt und fast fortreisst, sodass ich das Bewusstsein verliere. Ich habe Angst, es zu verlieren und geniesse es doch zum einen mit den Schlägen der Trommel, aber muss mich auch aus diesem Sog zurückhalten.
Das erzähle ich dann, wie wir einander berichten, und es wird zu einer klaren Storry: Erwarte nicht den Spruch der Weisen! Das Herz öffnen? – Das musst Du mit Deinem Gott ausmachen. Er ist der Herzensöffner, er ist es, der allein wahrhaft liebt und mit seinem Feuer dich zieht, dir den Weg weist, dich verwandelt.
Ich denke auch an das Wort von heute morgen, das ich mit dem Bild (frisches Grün) aufgehängt habe: Autenzität!. Geh deinen eigenen Weg, die Ehrlichkeit ist wichtiger als gescheite Gedanken und übernommene Weisheiten! Worauf es ankommt, das sagt Dir kein Weiser, sondern Gott legt es in Dein Herz.
>>> Kopfstimme; Vollstimme usw.: Im klassischen Gesang wird die Kopfstimme eingesetzt, die Volksmusik aber kennt auch die Brustresonanz. Wir üben die volksnahe Resonanz mit dem Laut «Eieieieieiei…» , wie ihn eine sizilianische Mutter spricht, nasal und unten im Bauchfell spürbar. Die Atemluft geht in den unteren Körperteil, das Zwerchfell kann gespürt werden So singen wir Variationen von eieieie…, jajajaja… und wir gehen mit diesen Lauten in Töne über. Die Bauchmuskeln sind gestärkt – ham.
Oder wir singen locker brrrrrbrrrrr … Mama, Papa … brrrbrrr, sam, miam. Immer nach vorne singen, die Lippen entspannt, nasale Töne, den Mund weit geöffnet: eieiei … ai
Alles Singen ist eingebetet in Ritualarbeit, in Beten … Man kann nicht einfach nur singen, es braucht dazu Stille, energetische Tiefenarbeit, die Grupppe, Körperarbeit, Tanzen.
>>> Mantraarbeit: Milaya spricht mit jedem Kursteilnehmenden unterstützend zur Gewissnung des eigenen Mantras.
Das Mantra entspringt einem intimen persönlichen Umfeld, das geschützt werden muss. Die Kunst besteht darin, dies darin wirksamen Impulse zu universalisieren und in eine allgemeine Form zu bringen. Die Verbindung zur Innerlichkeit muss da sein, aber das Mantra darf nicht im Intimen, im therapeutischen Bereich stecken bleiben. Der Spruch arbeitet in uns. Die Formulierung fällt uns schliesslich zu. Wir legen den Samen, aber die Kreation manifestiert sich.
Es geht um die zu aktivierende Energie, die zum einen Teil meiner Aktivität entspringt, aber zugleich Gnade ist. Was die Seele im Stand der aktuellen Inkarnation bearbeiten muss, gilt es zu benennen, prägnant auszusprechen im Hinblick auf die unterstützenden Kräfte des Himmels: Die Eigentätigkeit zu Gottes Ehren, hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott.
Zu Zweien arbeiten wir am Mantra, tauschen uns aus - ich mit Barbara, bei der es auch um den Liebesimpuls geht, wie sie ihn bei einem Heiler in Brasilien kennen gelernt hat.
Ich verändere jede Nacht und tagsüber mein Mantra. Es wächst. Im Gespräch mit Milaya finde ich zur Formulierung: «Setz mein Herz in Flammen, wohne in meiner Freude.»
>>> Übung zum geistlichen Kampf: Unten am Bodensee üben wir mit rituellen Kampfstellungen. Es geht um «die Tötung des Wolfs», einem Archetypus. Dabei geht es nicht nur um innerpsychische Kräftekonstellationen. Wir sind dabei in den grossen Kampf involviert.
>>> Seinen Ursprung nachvollziehen: Dazu schreibe ich in mein Notzizbuch folgendes: «Wir erhalten Augenbinden, Milaya setze eine «Musik» auf, die zuerst vor allem aus Lauten von Walen und Delphinen besteht, aufgenommen in grossen Meerestiefen. Später führt die Musik an den Strand, zum Leben der frühen Menschen, zu deren Gesängen und Ahnenreligion, die Musik geht weiter und führt bis in die Gegenwart. Am Ende feiern wir eine rituelle Anrufung der Ahnen. Dazu habe ich in mein Notizbuch folgendes geschrieben:
Wer bewegen uns am Ort, ich tauche ein in die heiligen Unterwelten, wo die Fische göttliche Funken hinab tragen und uns unterirdisch halten. Ich fühle mich geborgen, daheim in diesen Bewegungen und im Rauschen.
Wir kommen zum Strand, ... Trommeln ... eine Frau singt ekstatisch. – Die Menschenwelt, Menschen haben sich erhoben, tanzen, trommeln, singen, sehnen sich zum Himmel, zum Ganzen … Ich bin dabei, freue mich am Menschsein … Freude ist ein Schlüsselwort.
Milaya kommt mit Glockenrasseln in unsere Nähe, es ist wie ein geistiges Duschen, wie dieses Instrument wirkt. Und ebenso die Schamanentrommel: Sie öffnet die Fenster zum Himmel.
Noch mit Binden um die Augen sammeln wir uns im Kreis. Trommelklänge rund um uns herum, dann sagt sie drei Mal:
«Ich rufe meine Ahnen an,
bis hin zu den entferntesten meiner Ahnen,
denn hier und jetzt bin ich
die Frucht ihres Lebens.»
Und Milaya ermuntert uns, die Ahnen anzusprechen, etwas zu sagen. Da ist Dank, da ist Trennung, einer sagt: «Wir sind alle frei!»,
Ich sehe die Ketten von meinem Vater, von meiner Mutter: Ihr habt Eures getan, habt jetzt Eure Welt, geborgen im Licht Gottes. Dass Ihr den Leib heilig gehalten und mir bereitet habt – Danke! Meinem Vater, meiner Mutter sei Dank für die seelische Wärme, die Geborgenheit.
Danke, ich pflege sie, vermehre sie, Amen.»
>>> Das Mantra und der Gesang: Gegen Ende des Kurses haben alle Teilnehmenden ihren Auftritt. Jeder Auftritt wird rituell bedacht inszeniert. Alles muss stimmen. Ich beschreibe hier einen Auftritt, wie ich ihn im Notizheft festgehalten habe. «Das Mantra heisst: «Lichtvolle Macht, in Liebe und Dehmut». Zuerst singt sie lange fast tonlos, die Stimme kommt kaum hervor, ist gedrückt, auch beim lauten Gesang. Milaya geht zu ihr, arbeitet, hält sie, flüstert, stellt eine Frage .... und die Auftretende schreit laut ... es lösst sich etwas, ... eine ungeheure Intensität ist in ihrer Stimme ... da muss etwas gelöst, zurückgegeben worden sein. Wir kommen alle nahe und begleiten den Prozess mit unserer Anteilnahme.
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Milaya inszeniert das alles und ist dabei ungeheuer wach. Mir erscheint sie bei dieser Arbeit als Schamanin, als ein Engel.
In diesem Gesang arbeitet sie mit einem grünen Band. Das soll die Singende zurückgeben, zurücklegen, denn sie hält es noch in der Hand.
Dann singt sie nochmals: tief, wunderschön, wie armenische Gesänge. Ich bin sehr berührt von der Szenerie. Milaya gestikuliert, führt Bewegungen aus, die Knöpfe lösen. Freude kommt an den Tag.
Wir sind alle beeindruckt von diesem ersten Auftritt einer Teilnehmenden.
Ich meine, dass es bei mir etwas nüchterner und sachlicher zu und hergehen wird. Ich sage mein Mantra zwei mal: «Setz mein Herz in Flammen, wohne in meiner Freude.» – und beginne zu singen, etwas inspiriert von einer chassidischen Musik, die wir vorher gehört haben. Auch mich bringt Milaya zur Umkehr, zur inneren Rührung, zum Weinen – mit der Frage, warum ich mir ausweiche und ob ich jemandem um Verzeihung zu bitten habe. Dabei geschieht in mir eine Umwandlung der Frage. Weil ich nicht ausreichend und nicht echt um Vergebung gefragt habe, wende ich unbewusst die Frage so, dass ich noch nicht reif sei, zu vergeben. Als ob ich zu vergeben hätte. Seltam. Danach wird mein Gesang wie bei den andern kräftig, ekstatisch und machtvoll.
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Zum Abschluss machen wir eine Auswertung.
Milaya verweist auf Ihen Kurs in Mauretanien vom 25. Nov. bis 2. Dezember 2007 in der Wüste. Nach Glarisegg wird sie nicht mehr kommen.
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