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die stimme
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improvisation
 
Aus der Praxis
Sept. 06: Franziska Schildknecht
Juni 07: Milaya Lodron
Juli 07: Franz Karl Prassl
Aug. 07 Schamane aus Nepal
Jan. 08 Klangtherapie
März 08: Sabina Gränicher
Mai 08 Klangfestival 2008
Juni 08: Trommelbaukurs
Singen mit Lena
Eduardo Nascimento
Singen mit Ficht Tanner
 
     
«Du sollst nicht nach Worten suchen – als könntest du dich erklären und dadurch Gott erfreuen. Singe in der Jubilatio, das nämlich, in der Jubilatio zu singen, heisst Gott gut singen. Was bedeutet: in der Jubilatio singen? Mit dem Verstand nicht erfassen, mit Worten nicht erklären zu können, was im Herzen gesungen wird … Ein iubilum ist ein bestimmter Laut, der zeigt, wie das Herz etwas hervorbringt, was es nicht sagen kann. Und wem sollte eine solche Jubilatio gebühren, wenn nicht dem unsagbaren Gott? Unsagbar nämlich ist Er, den du nicht zu sagen vermagst, und wenn du Ihn nicht sagen kannst, und nicht schweigen darfst,
was bleibt dir als zu jubeln und das Herz freut sich ohne Worte, … »
Aus dem Psalmenkommentar des Augustinus (Enarratio in psalmum 32:8)

Lasst uns singen!

«Ich beobachte in mir eine allmähliche Bekehrung von der Verehrung des Gedankens oder des Wortes hin zu einem tiefen Respekt gegenüber der gesprochenen Rede und den in uns bereiteten Mitteln von Stimme, Klang und Gesang.» So habe ich gestern den Text zum Thema (Link) «sprache» eingeleitet. Diese Bekehrung weg von Papier und elektronischen Klängen hin zum Wunder Mensch soll auch praktische Konsequenzen haben. Ich achte auf meine Sprache und möchte vermehrt wieder singen. Und ich besuche geziehlt Kurse, welche die Beziehung zwischen Herz und Stimme fördern.

Die Heilwirkung des Singens: Nun ist mein Singen im Moment noch geprägt von einer kindlichen Entdeckerfreude. Ich singe vorläufig weder in einem Chor noch singe ich traditionelle Lieder. Es geht mir mehr um die Erkundung der unendlichen Möglichkeiten und Effekte dieser zentralen Äusserungsmöglichkeit. Ich suche im Improvisieren die «Ganzheitserfahrung», wie sie durch Singen kultiviert und geschenkt wird. Im Singen kann ich lernen, alle Dimensionen des Menschseins in die Äusserung einzubeziehen. Da finde ich zu einer Wachheit, die weniger im Gedanken ihren Sitz hat, als viel mehr im ganzen Menschenwesen. Der klingende Atem macht den ganzen Leib zum Instrument, wobei auch der Umkreis mit einbezogen werden kann. Das Singen erhellt das Gemüt, zentriert die Seele, belebt den Leib und führt zu einer ruhenden Wachheit, in der Stimmungen und Stimmen sich offenbaren können ist. Mehr dazu im Link >>> die stimme.

Die Menschheit singt: Das Singen, von dem ich spreche, hat zu tun mit dem Schreien der Babys nach der Geburt. Hier bin ich! Ich atme! Aber wo bin ich da hingeraten? Hört mich, ich brauche Euch! Aber ich werde es schaffen! Meine Stimme, mit der ich mich in die Welt gebe, wird sich differenzieren und ausgestalten. Vorher aber will ich sie kraftvoll in allen Farben autesten und die Entwicklung ihre Möglichkeiten durch meine Persönlichkeit mitprägen. Dieses Singen hat auch zu tun mit dem Jauchzer der Sennen auf den Alpen, oder mit dem intensiven Rufen der Ahnen, wie ich es bei einem Naturvolk im Norden Pakistans vernommen habe. Ich habe immer wieder Gesänge verschiedener Kulturen gehört und teils aufgenommen und gesammelt: Welche Vielfalt im Gebrauch der Stimme: Mongolische Schamanen, Kurdische Wechselgesänge, Chinesiches Theater, afrikanische Singtänze, indianische Rufe … Von dieser Welt der Stimmen möchte ich im Link >>> singkulturen später mehr berichten und allenfalls auch Musikbeispiele präsentieren.

Lasst uns singen: Als Kind kommt es häufiger vor, dass wir Lieder erfinden. Dann lernen wir die feste Form des traditionellen Liedguts kennen. Ich habe gerne gesungen, daheim, in der Schule, später in Chören oder beim Sonntagsgottesdienst in der Kirche. Irgendwie aber ging mir dabei die Lust und Freude verloren, wie ich sie noch in der 6. Klasse bei Lehrer Brassel erlebt habe. Singen erhielt mehr und mehr eine anstrengende, konstruierte und nachgeahmte Note. Als Gegenmittel dazu habe ich immer mal wieder Versuche unternommen, das Singen durch die Improvisation näher an das Erleben, näher an den Menschen zu führen. Wir waren in Basel eine kleine Gruppe, die in der Krypta der Leonhardskirche sich regelmässig zum Improvisieren getroffen hat. In den Semesterferien war ich oft auf Jugendlagern mit der Christengemeinschaft, wo ich jeweils einen Workhop Improvisation angeboten habe. Jugendliche reagieren locker und frei auf diese Form des Singens. Und 2006 habe ich Franziska Schildknecht kennen gelernt, die für ihre Kurse in Gesangsimprovisation geworben hat. Als sie da mit einigen ihren Schülern durch den Raum tanze und begleitet von einer Schrutibox die Leute gleich zum Mitsingen brachte, machte es bei mir Klick: Oh, es gibt das, was ich all die Jahre suchte, auch heute noch. Da sind Leute, die auf ähnlichen Wegen suchen und finden. Das Anliegen lebt! Während fast einem Jahr besuchte ich bei Fanziska Einzelstunden in Gesangsimprovisation. Das waren Stunden mit jeweils einer langen meditativen Einleitung, um zu sich zu kommen, in den ganzen Körper zu finden, in seine Mitte. Und im zweiten Teil gabs über das Jahr Gesänge in allen Variationen. Ich habe hin und wieder Buch geführt über Elemente und Erfahrungen in diesen Studnen. Etwas davon will ich im Link «improvisation» beispielhaft notieren. Im März 2007 verreiste Franziska nach Amerika. Sie ermunterte mich, wie auch andere ihrer Schüler, dieses Singen zusammen weiter zu pflegen. Ich treffe mich seither wöchentlich mit Lena Wälly aus Wattwil. Einmal leite ich, dann wieder sie. So lernen wir, einen Singstunde zu gestalten, um das allenfals auch mit andern Interessieren machen zu können. Dazu mehr >>> hier (Karfreitag, 6. April 2007, Nachmittag)